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MAISON DE JEUNES : ZONE OCCUPEE TURQUE !
Ich bin auf dem Land aufgewachsen. Jugendhäuser gab es dort kaum, und sie wurden nicht als Notwendigkeit empfunden. Die Dorfjugend hatte andere Treffpunkte im Ort oder am Ortsrand: an der Bushaltestelle, an Spielplätzen, vor dem Rathaus, in einem Bauwagen – bei schönem Wetter oft auch in der freien Natur, an Rastplätzen für Wanderer, wo man sich ein schönes Feuer machen konnte.
(Von Sugus)
Je mehr Großstädter ich kennenlernte, desto öfter hörte ich von Jugendhäusern und Jugendtreffs, die bei der Jugend in den Großstädten so beliebt sind, weil sie Freiräume bieten. Und ich hörte auch vom massiven Wandel, der in ihrer Nutzung eingetreten ist. Ein Spandauer schilderte es mir einmal so: In den achtziger Jahren konnte ein junger Türke froh sein, wenn ihm von deutschen Jugendlichen erlaubt wurde, das Jugendhaus zu betreten. Heutzutage muss der junge Deutsche um Erlaubnis fragen, wenn er das Jugendhaus betreten will…
Da ich die Verhältnisse nicht kenne, wundere ich mich wieder, warum die (deutschen) Sozialarbeiter solche Verhältnisse haben einreissen lassen. Ein Buch gab mir die Antwort. „Turkish Power Boys – Ethnographie einer Jugendbande“ von Hermann Tertilt. Der Autor hat Anfang der neunziger Jahre eine türkische Jugendbande in Frankfurt/Main beobachtet und interviewt. Die Mitglieder dieser Bande fanden sich regelmäßig im Frankfurter Stadtteil Bornheim in einem Jugendtreff zusammen. Bei der Beschreibung dieses Jugendtreffs wurde mir einiges klar:
Sie verbrachten ihre Nachmittage jetzt nicht mehr auf der Straße (…) sondern in einer pädagogisch kontrollierten Einrichtung. (S. 43)
Soso, wie sah denn die „pädagogische Kontrolle“ aus? Tertilt schildert erst einmal die Eingangstür des „Jugendtreffs“:
Auf der Eingangstür stand „TURKISH POWER BOYS – die Macht in Bornheim“, innen stand groß und breit „Yo! Sie betreten Gebiet von TURKISH POWER“. Ungeduldig warteten die Jugendlichen schon auf dem Vorplatz, wenn „ihr“ Treff nachmittags um 14 Uhr öffnete. Meist machten sie sie sich schon vorher bemerkbar, traten gegen die Haustür, klopften an die Scheiben und verlangten Einlaß. (S. 44)
Pädagogische Kontrolle?
Trotz Alkoholverbots wurde häufig Bier in Cola-Flaschen „eingeschmuggelt und unter großem Gelächter und mit vieldeutiger Miene herumgereicht.“ (S. 45)
Pädagogische Kontrolle?
Im Café hing über der Tür die türkische Fahne. (S. 45)
Pädagogische Kontrolle?
Das Gerangel darum, wer legitimer Hausherr des Jugendtreffs war, zeigte sich schon in Sprüchen wie „Bring mir mal ne Cola“, mit denen die Jugendlichen die Sozialarbeiter zu provozieren versuchten. Nur wenn die Mitarbeiter resolut auftraten, konnten sie sich bei den Besuchern Respekt verschaffen und durchsetzen. (S. 45)
Konkrete Beispiele für resolutes Auftreten der Sozialarbeiter bleibt Tertilt allerdings schuldig.
Das deutsche Betreuerteam bestand aus zwei Sozialarbeitern, einer Sozialarbeiterin und einem Zivildienstleistenden. Abgesehen von der Hausaufgabenhilfe gab es kein feststehendes Programmangebot für die Besucher. (S. 46.)
Und was haben die dann den ganzen Abend gemacht? Löcher in die Luft geguckt? Wofür bekamen die ihr Geld?
Wertvolle Gegenstände wie Jacken, Hosen oder Walkmans wurden ab und zu im Treff billig „vercheckt“. Wenn im täglichen Getümmel einige Male die Getränkekasse verschwand und unauffindbar blieb, schien dabei mehr Freude über den Ärger der Sozialarbeiter mitzuspielen, als daß es tatsächlich um Bereicherung am ohnehin geringen Kassenbetrag gegangen wäre. (S. 46)
Ja, schon klar, die paar Pfennig geben wir doch mit Freude. Pädagogische Kontrolle?
Die Freizügigkeit der Sozialarbeiter fand ihre Grenze lediglich im Verbot von Waffen und Drogen. Auch wenn es Regelverstöße gab, wurde das Verbot von den Jugendlichen doch respektiert bzw. so umgangen, daß niemand daran Anstoß nehmen konnte. Alkohol wurde hin und wieder vor der Haustür des Treffs getrunken oder heimlich in den Treff hineingeschmuggelt, Waffen wie Messer, Gaspistolen, „Tschakos“ (Würgehölzer) oder Baseballschläger wurden in einem geheimgehaltenen Versteck außerhalb gelagert. (S. 48)
Unterm Strich spricht Tertilt dann doch die Wahrheit aus:
Symptomatisch für die Situation der Sozialarbeiter war ihre Uninformiertheit über das, was die Jugendlichen außerhalb des Treffs taten. (…) Zum einen machten die Jugendlichen hier tatsächlich einen „friedlichen“ Eindruck, der ihre Erzählungen von gewalttätigen Überfällen unglaubwürdig und übertrieben erschienen ließ. (…) In dem halben Jahr, das ich selbst in dieser Einrichtung verbracht habe, ging es den Sozialarbeitern vor allem darum, den Betrieb einigermaßen aufrechtzuerhalten. Weitergehende Konzepte, Maßnahmen oder Ideen schienen weder realisierbar noch den Bedürfnissen der Jugendlichen zu entsprechen. Die „Power Boys“ hatten ihre Straßensozialisation in den Jugendtreff mit hineingebracht und waren von dem Betreuerteam nur vereinzelt noch mit pädagogischen Maßnahmen zu erreichen. (S. 48-49)
Die Machtlosigkeit der Sozialarbeiter konkretisiert sich, als Tertilt von einem der türkischen Jugendlichen provoziert, mit dem Ellbogen gestoßen und dann bedroht wird. Erhält der Jugendliche Hausverbot? Nein!
Die Sozialarbeiter, die sich aus dem Konflikt herausgehalten hatten, rieten mir nach dieser ersten Konfrontation, Seyfettin aus dem Weg zu gehen und mich auf keinerlei Auseinandersetzung mit ihm einzulassen. (S. 192)
Ich bin froh, dass ich in meiner Jugend nicht auf Jugendtreffs angewiesen war. Und ich weiß nach diesen Beschreibungen wirklich nicht, was mich mehr angeekelt hätte: die Aggressivität der Türken oder die Schlappschwänzigkeit der deutschen Sozialarbeiter, die in diesen Institutionen formal das Hausrecht ausüben.
(www.pi-news.net) ¨¨¨¨¨¨¨¨¨¨¨¨¨¨¨¨¨¨¨¨¨¨¨¨¨¨¨¨¨¨¨¨¨¨¨¨¨¨¨¨¨¨¨¨¨¨¨¨¨¨¨¨¨¨¨¨¨¨¨¨¨¨¨¨¨¨¨¨¨¨¨¨
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